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Berti Vogts wird Kolumnist: Bayern hätte den Neymar-Deal auch gemacht


Berti Vogts wird Kolumnist
"Warum sollte der FC Bayern Gareth Bale ablehnen?"

t-online, Florian Wichert

16.08.2017Lesedauer: 3 Min.
Real Madrids Gareth Bale im Supercup-Hinspiel gegen den FC Barcelona.Vergrößern des BildesReal Madrids Gareth Bale im Supercup-Hinspiel gegen den FC Barcelona. (Quelle: imago-images-bilder)
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Welt- und Europameister als Spieler und Trainer, Träger des Bundesverdienstkreuzes erster Klasse, Weltnationaltrainer – die Liste seiner Titel und Auszeichnungen ist unendlich lang. Ab sofort schreibt Berti Vogts regelmäßig Kolumnen für t-online.de. Im großen dreiteiligen Exklusiv-Interview zum Start der Zusammenarbeit spricht die Fußball-Legende zunächst über den Transfer-Wahnsinn, Neymar und die Konsequenzen für Nationalspieler Julian Draxler.

t-online.de: Herr Vogts, was denken Sie über den Ablöse-Wahnsinn bei Transfers. Finden Sie Summen wie die 222 Millionen Euro für Neymar befremdlich? Muss Bayern da mitmachen, wie es Stefan Effenberg fordert? Uli Hoeneß will das nicht.

Berti Vogts (70): Ich weiß überhaupt nicht, warum so viele Sportdirektoren und Verantwortliche negativ gegenüber Paris St. Germain eingestellt sind. Was ist da passiert? Ein Sponsor hat einen Spieler gekauft. PSG zahlt für diesen Spieler nur das Gehalt. Das Ergebnis: Alle Heim- und Auswärtsspiele von PSG sind bereits ausverkauft. Es ist total positiv für den Fußball. Und das nur, weil ein Sponsor diesen Spieler für PSG gekauft hat. Hätte Bayern München darauf verzichtet, wenn ein Sponsor einen Spieler kauft und diesen – kostenlos – dem Verein zur Verfügung stellt?

Eher nicht.

Natürlich nicht. Hätte Borussia Mönchengladbach darauf verzichtet?

Hintergrund: Bis jetzt ist nicht endgültig geklärt, wer die Ablösesumme zur Verfügung gestellt hat. Medienberichten zufolge soll Neymar einen Sponsorenvertrag in Höhe von 222 Millionen Euro aus Katar bekommen haben. Damit hat der Brasilianer seine Ausstiegsklausel beim FC Barcelona selbst zahlen können. Die Vermutung liegt nahe, dass das Geld von der „Qatar Sports Investments“-Gruppe kommt, die 70 Prozent der Anteile an PSG hält – mit dem Segen des katarischen Königshauses um Scheich Tamim bin Hamad Al Thani.

Wahrscheinlich auch nicht.

Kein Verein würde das ablehnen. Dann lasst uns doch die Kirche im Dorf lassen. Lasst uns doch freuen, dass es so Fußballverrückte – eigentlich außerhalb der Branche – gibt. Es gibt andere, die vom Verein einen prozentualen Anteil dafür verlangen. Aber dieser stellt den Spieler zur Verfügung. Ich finde das toll. Deshalb mache ich das Spielchen nicht mit: „Wie kann man diese 222 Millionen bezahlen?“ Warum? Es ist toll, dass es solch verrückte Menschen gibt.

Müsste Bayern demnach versuchen, auch einen Investor zu finden, der einen Spieler zur Verfügung stellt?

Wenn ein Scheich – und Bayern hat ja auch gute Verbindungen nach Katar – dazu bereit wäre, glaube ich nicht, dass Uli Hoeneß sagt: „Nein, du brauchst uns den Bale nicht kaufen.“ Warum sollte er das sagen? Deshalb: Warum sollte Bayern das nicht forcieren?

Wenn Sie sich einen Spieler für die Bundesliga aussuchen dürften: Wer wäre das?

Cristiano Ronaldo würde ich gerne in der Bundesliga sehen, am liebsten in Mönchengladbach (lacht). Ich mag Ronaldo. Ich habe ihn kennengelernt, als er 17 Jahre alt war. Er wird in den Medien ganz falsch dargestellt. Die Medien verändern ihn. In Wirklichkeit ist das so ein feiner, gut erzogener Mensch, der viel im sozialen Bereich tut, der hart an sich arbeitet, der jede Trainingseinheit optimal absolviert, der auch für sich alleine trainiert – gerade bei den Standards. Das weiß man alles gar nicht.

Wo haben Sie ihn denn kennengelernt?

Ich habe ihn damals, als ich sechs Wochen lang bei Alex Ferguson hospitiert habe, gesehen. Ronaldo ist nach dem Training alleine auf dem Platz geblieben und hat weiter trainiert. Ich fragte Sir Alex Ferguson: „Wer ist das?“ Er sagte nur: „Ein junger Portugiese.“ Er war schon damals überragend und hat sich auch nicht verändert. Deshalb ist er für mich ein ganz, ganz Großer, der mit Pélé, Beckenbauer und Maradona auf einer Linie steht.

Und dementsprechend über Messi und Neymar?

Neymar muss jetzt zeigen, was er kann und die zehn Prozent aufholen, die ihm fehlen, um auf das Niveau von Ronaldo und Messi zu kommen. Man darf ihn natürlich nicht an seiner Ablösesumme bemessen. Natürlich wird er Eins-gegen-Eins-Situation haben und die wird er auch gewinnen, aber man sollte nicht davon ausgehen, dass er in jedem Spiel ein bis zwei Tore schießt.

Die Fans denken das wahrscheinlich.

Natürlich tun sie das, es sind Fans. Allerdings sollten auch sie umdenken. Ist er nur ein guter Spieler, wenn er in jedem Spiel trifft? Fußball ist ein Mannschaftssport. Wenn die Mannschaft nicht harmoniert, kann auch kein Ronaldo oder Neymar glänzen – auch ein Messi nicht. Auch ein Pélé könnte dann nicht glänzen. Natürlich gibt es auch bei PSG Spieler, die ihm den Ball nicht zuspielen werden und dann selbst auf Tor schießen – so schlecht ist PSG nicht aufgestellt mit Cavani, Di Maria oder Draxler.

Für einen wird es wohl eng durch Neymar – vielleicht für Draxler.

Es wäre für ihn sicher gut, ein Jahr mit Neymar zusammen zu spielen – so kann er sich noch etwas abschauen. Immerhin ist er auch sehr talentiert und der hat ja noch nicht abgeschlossen mit seiner Entwicklung. Beim Confed Cup war er für mich wirklich einer der überragenden Spieler. Wechseln kann er in einem Jahr immer noch.

Berti Vogts im Porträt: Geboren in Büttgen (heute: Kaarst) in Nordrhein-Westfalen, legte Hans-Hubert "Berti" Vogts eine unglaubliche Spielerkarriere hin. 419 Bundesliga-Spiele für Mönchengladbach, 96 für die deutsche Nationalmannschaft – er wurde Weltmeister 1974, Europameister 1972, fünfmal Deutscher Meister, zweimal Uefa-Pokalsieger, DFB-Pokalsieger, Fußballer des Jahres. Als Trainer führte er die DFB-Elf 1996 zum Europameister-Titel, 1990 wurde er als Co-Trainer von Franz Beckenbauer Weltmeister. 1996 wurde er auch als Weltnationaltrainer und mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse ausgezeichnet.

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